Geschichtliche Hintergründe:
Die Auswanderung ist ein zu großes Thema, als dass ich hier dazu adäquate und ausreichende Informationen liefern könnte. Der große Strom von Auswanderern fand in der Zeit von 1814 bis 1914 mit über 30 Millionen Menschen von Europa in die Vereinigten Staaten statt. Hinzu kamen noch als weitere Ziele Kanada und Südamerika. Die preußische Regierung verbot in der Zeit von 1857 bis 1896 die Auswanderung nach Brasilien, da es seitens der Plantagenbesitzer oft zu Ausbeutungen kam. In den Vereinigten Staaten und Kanada waren die Auswanderer zu Beginn willkommen. Gesetzliche Beschränkungen gab es in den USA ab 1875 (Prostituierte und Kriminelle), 1882 (geistig Behinderte, psychisch Kranke und alle potentiellen Sozialfälle), 1891 (Menschen mit ansteckenden Krankheiten, moralisch verwerfliche Individuen und Polygamisten). Das 1891 erlassene Gesetz sah zudem vor, dass die Zwischendeckpassagiere sofort nach Ankunft von den Beamten für Einwanderungsangelegenheiten erfasst werden mussten (inklusive einer ärztlichen Untersuchung). Die Kosten für den Rücktransport bei einer Zurückweisung wurden von den Schifffahrtsgesellschaften getragen. Mit dem „Immigration Act“ von 1891 ging die juristische und politische Verantwortung auf die amerikanische Bundesregierung über (zentrale Einwandererstation auf Ellis Island im Hafen von New York), die bis dahin den einzelnen Bundesstaaten oblag. Die Hauptursache für die Auswanderung war vor allem die Armut der Landbevölkerung und ganzer Handwerkerschichten. Mit Beginn der einsetzenden Industrialisierung im deutschen Kaiserreich nahm die Zahl der auswanderungswilligen Menschen stetig ab. Die Anzahl der Auswanderer aus Osteuropa, die anfangs vor allem noch aus politischen Gründen ihr Heimatland verließen, stieg im Gegenzug an. Aus dem damals dreigeteilten Polen wanderten zwischen Ende der 1850er Jahre bis Anfang der 1890er Jahre 380.000 Menschen nach Übersee aus. Die Emigration von Menschen jüdischen Glaubens aus dem zaristischen Russland verstärkte sich ab dem Erlass der Pogrome (1881/82-1891). Die Folgen der Pogrome waren Verarmung, Einschränkung des Handels und bei der Zulassung zu höheren Schulen, sowie Verweigerung der Rechtslaufbahn der dort lebenden Juden, bis hin zur Verbannung aus den Städten. Vor 1880 waren 30.000 Juden in die Vereinigten Staaten ausgewandert, danach stieg die Zahl beständig an (bis zu 100.000 pro Jahr). Die Bedingungen der Überfahrt für die Passagiere des Zwischendecks verbesserten sich stark mit Einführung der Schnelldampfer. Anfangs mussten die Auswanderer noch Matratzen, Kochgeschirr und Proviant mitbringen. Grob zusammengezimmerte, zweistöckige Kojen dienten fünf Personen als Schlaf- und Aufenthaltsstätte. Tische und Bänke waren nicht vorhanden. Hinzu kamen die schlechten hygienischen Bedingungen während der langen Überfahrt (ca. 6 Wochen mit dem Segelschiff) und das Trinkwasserproblem, das die Hauptursache für Krankheiten darstellte. Durch den Einsatz von Dampfschiffen verkürzte sich die Überfahrt auf eine durchschnittliche Fahrdauer von neun Tagen (ab den 1880er Jahren), wodurch das Problem des verdorbenen Trinkwassers wegfiel. Zudem verbesserte sich die Unterbringung für die Zwischendeckpassagiere durch den Einbau von Tischen und Bänken sowie metallenen Stockbetten und einem insgesamt geräumigeren Platzangebot. Matratzen und Bettwäsche wurden von der Schifffahrtsgesellschaft gestellt und nicht gelegentlich gab es einen Schiffskoch für die Passagiere des Zwischendecks. Zu den großen Schifffahrtslinien zählten die Hapag (Hamburg) und der Norddeutsche Lloyd (Bremen). Mit drei anderen Linien wurde 1885 die erste Vereinbarung über einheitliche Passagepreise unterschrieben. [Dirk Hoerder und Diethelm Knauf (Hrsg.), Aufbruch in die Fremde]
Auswandereragenturen warben auswanderungswillige Menschen an und vertraten dabei eine der großen Schifffahrtslinien. Die Agenturen boten teilweise ein gesamtes Dienstleistungsangebot, das nicht nur die Schiffspassage und Bahnticket beinhaltete, sondern auch die „Beseitigung von gesetzlichen Hindernissen“ (z. B. Hilfe bei der Ausreise von jungen Männern aus Russland, die der Wehrpflicht unterlagen). Die in meiner Geschichte erwähnte Anklage zweier Agenturen fand tatsächlich 1889/90 statt [Dirk Hoerder und Diethelm Knauf (Hrsg.), Aufbruch in die Fremde]. [Hanns Meyer, Gastliches Bremen] Auf die Menschen Osteuropas konzentrierte sich die Agentur Friedrich Missler (spätere Änderung des Namens in „Mißler“), der sukzessive Filialen in allen größeren osteuropäischen Städten, wie beispielsweise Bukarest, Prag, Riga und Budapest, unterhielt. Der Norddeutsche Lloyd nahm relativ schnell die Zusammenarbeit mit der erfolgreichen Agentur auf und erteilte Mißler, neben einer weiteren Agentur, ab 1896 die Vertretung. [wkgeschichte.weser-kurier.de]
Die Zeit für Bremen als Auswandererstadt lief erst in den 1830er Jahren so richtig an. Die Stadt entwickelte sich aber bis Ende des 19. Jahrhunderts zum bedeutendsten Einschiffungshafen in Europa, was letztendlich auch den intensiven Bemühungen des Bremer Senats und der dortigen Kaufleute zu verdanken war. Gerade die Schutzgesetze für die Auswanderer (siehe auch Nachweisbüro), die nicht nur für deren Aufenthalt in der Stadt sondern auch auf bremischen Schiffen galten, förderten diese Entwicklung. Die Verschiffung der Auswanderer erfolgte ab Bremerhaven. Die mühsame und beschwerliche Verschiffung der Auswanderer auf der Weser von Bremen (Unterkünfte) bis nach Bremerhaven, wurde mit dem Bau der Eisenbahnlinie einfacher und verkürzte sich zeitlich deutlich. Bis zu dem Zeitpunkt gab es für die Auswanderer nach ihrer Ankunft in Bremerhaven bis zur Einschiffung eine große Herberge (1850-1864 - Auswandererhaus). die bis zu 2000 Menschen aufnehmen konnte. Durch den Einsatz der Eisenbahn verlor diese Unterbringung nach und nach an Bedeutung. [Hanns Meyer, Gastliches Bremen]
Eine unglaubliche Fülle an Informationen und eine interessante Darstellung zum Thema Auswanderung im Allgemeinen bietet das Auswandererhaus in Bremerhaven, dessen Besuch ich wärmstens empfehlen kann.
Das Bremer System bezeichnet die Verladung der Ware nach der Ankunft der Schiffe im Freihafen (zollfreies Gebiet) direkt auf die Bahn oder kurzfristig die Lagerung in den Schuppen, bzw. längerfristig in den Speichern. Diese gute Anbindung ermöglichte einen schnellen Weitertransport ohne größeren Zeitverlust. [Cecilie Eckler-von Gleich, Vom Freihafen zur Überseestadt]
In dem Bremischen Kochbuch von Betty Gleim (1808) werden auch teilweise die von mir erwähnten Speisen beschrieben, wie das Kükenragout (Ragout von jungen Hühnern, die nicht älter als vier Wochen sind) und Pluckte Finken (deftiger Eintopf). Die spätere süße Spezialität „Kaffeebrot“, wurde ebenfalls in den beginnenden 1890er Jahren angeboten und von mir noch als geröstetes Weißbrot mit Butter, Zucker und Zimt beschrieben. Auf die geräucherten Lachsreste der Fischräucherei Klevenhusen, von denen Lene und Georg schwärmen, bin ich in dem Buch „Das Stephaniviertel“ gestoßen.
Die Informationen zur Bremer Pferdebahn (spätere Bremer Straßenbahn AG) habe ich der „Chronik aller Straßenbahnlinien“ und dem Heft „Die Elektrische“ entnommen (Freunde der Bremer Straßenbahn e. V.).
Der Schnelldampfer „ELBE“ begann seine Fahrten 1881 und fuhr vor allem die Strecke Bremerhaven - New York, wobei er rund 1.100 Passagiere befördern konnte. Die Strecke nach Australien unternahm der Dampfer dagegen nur wenige Male. Die beschriebenen metallenen Stockbetten befanden sich im Zwischendeck der „ELBE“, wo die Passagiere auch ihre Mahlzeiten einnahmen. [Wikipedia]
Der Bau des Freihafens (jetziger Freihafen I) war bedingt durch die Versandung der Weser, denn größere Schiffe konnten nicht mehr dem Lauf des Flusses bis nach Bremen folgen. Das gesamte deutsche Kaiserreich galt seit der Reichsverfassung von 1871 als einheitliches Zoll- und Handelsgebiet, mit Ausnahme der beiden Städte Hamburg und Bremen. Nachdem in Bremen die Entscheidung zu Beitrittsverhandlungen gefallen war, dauerte es noch volle vier Jahre bis zum Abschluss 1888. Der bremische Baumeister Franzius hatte bereits im Jahr 1882 einen allgemeinen Plan zur Anlage eines stadtbremischen Hafens ausgearbeitet, der aber ziemlich schnell als nutzloser Entwurf, mit dem Hinweis auf Bremerhaven, beiseitegeschoben wurde. Doch mit der veränderten Situation der nicht mehr abwendbaren Aufnahme in das gemeinsame Zollgebiet schlug auch die große Stunde Franzius. 1883 begannen die Arbeiten an der Flusskorrektion, die in dieser Dimension bis dahin einmalig waren. Noch vor dem Ende des ersten Bauvorhabens wurde 1885 der Bau des ersten stadtbremischen Freihafens beschlossen. Die Unterweserkorrektion folgte 1886. Bei der Eröffnung des Freihafens im Oktober 1888 wurde nicht nur die Hafenanlage, ein langgestrecktes Becken, als besonders gelungen gelobt, sondern die gesamte Ingenieursleistung des Baumeisters, dessen Arbeit aber damit noch lange nicht beendet war. [Georg Bessel, Bremen-Geschichte einer Stadt] [Cecilie Eckler-von Gleich, Vom Freihafen zur Überseestadt]
Sara Agnes Heineken (1872-1954) besuchte die Höhere Mädchenschule Janson und wurde von Mathilde Lammers unterrichtet. 1890 bestand sie die Prüfung für den Unterricht an Volks- und Elementarschulen für eine Lehrtätigkeit in den unteren und mittleren Klassen. Es folgte ein längerer Aufenthalt in Paris und das Examen für den Französischunterricht, sowie 1903 das Examen als Oberlehrerin und schließlich 1908 die Prüfung als Vorsteherin an Höheren Mädchenschulen. Ihr eigener Bildungsweg weckte in ihr den Wunsch, auch anderen Mädchen die Möglichkeit des Studiums zu erleichtern, daher setzte sich Sara Agnes Heineken für das Recht der Frau auf Bildung und Teilnahme am staatlichen Leben ein. [Frauen Geschichte(n) Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremer Frauenmuseum e. V. (Hrsg.)]
Die Gründung der ersten privaten Höheren Töchterschule oder auch Töchter-Bürgerschule (später Höheren Mädchenschule) in Bremen (1859) ging von einer Bürgerinitiative aus. Sechs- bis vierzehnjährige Mädchen erhielten gegen ein monatliches Entgelt ein Bildungsangebot, das sich dem an den staatlichen Bürgerknabenschulen annäherte. 1859 wurde die Töchter-Bürgerschule von Prof. Heinrich Gräfe gegründet und nach dessen Tod von A. M. Janson weitergeführt. Bis zu dem Zeitpunkt gab es nur wenig anspruchsvolle, aber teure Privatinstitute für die Bremer Oberschicht. Die von mir genannten Fächer habe ich den Unterlagen der Schule entnommen [Staatsarchiv Bremen]. Jansons Schulgeldpreise wurden zunächst gestaffelt und lagen unter denen der teuren Privatinstitute, glichen sich aber nach und nach weiter an. Im Gegensatz dazu gründete August Kippenberg seine Höhere Töchterschule mit dem Ziel, breiten Schichten der Bremer Bevölkerung den Zugang zu ermöglichen. Oft wurden aus den Schülerinnen der Schulanstalten später auch deren Lehrerinnen. [Archiv Kulturhaus Walle Brodelpott – Geschichtskontor – Von der Bremer privaten Höheren Töchterschule zum Städtischen Lyzeum, Claussen]
Im „Hotel zur Stadt Frankfurt“ oder auch „Hotel de Francfort“ am Domshof haben einige bekannte Persönlichkeiten (z. B. der Geiger Paganini oder auch der Dichter Wilhelm Hauff) der Zeit gewohnt. Bei seiner Schließung im Jahr 1894 lagen die besten Zeiten aber schon längst hinter ihm. Tonangebend war zu der Zeit, in der meine Geschichte spielt, das Hillmann-Hotel. Es wurde 1847 nahe des Herdentors errichtet und galt lange Zeit als das vornehmste Hotel in Bremen. Den tatsächlichen Standort des Hotels habe ich in meiner Geschichte aus Gründen der Erzählung zum Domplatz versetzt. [Hanns Meyer, Gastliches Bremen]
Ida Janson (1847-1923) übernahm die Leitung der Töchter-Bürgerschule von ihrem verstorbenen Vater, A. M. Janson. Unter ihrer 25jährigen Leitung entwickelte sich die Privatschule zur meistbesuchten Höheren Mädchenschule Bremens. Obwohl sie die bestandene Prüfung als Vorsteherin und die Konzession des Bremer Senats vorweisen konnte, wurde ihr die Anrede „Direktorin“ verwehrt. Während ihrer Zeit als Vorsteherin organisierte sie die wiederholte Erweiterung des Schulgebäudes an der Wilhadistraße 1. Sie setzte sich dafür ein, dass ihre Schülerinnen eine Möglichkeit im Freien zur „angemessenen Bewegung“ erhielten, um körperlich und geistig aktiv zu bleiben und erweiterte auch den Fremdsprachenerwerb durch die Einführung der französischen (1896) und lateinischen (1904) Sprache. [Frauen Geschichte(n) Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremer Frauenmuseum e. V. (Hrsg.)]
Die Jute-Spinnerei und –weberei AG wurde 1888 gegründet, besaß einen direkten Gleisanschluss zum Hafen und zählte später mit über 2.000 Beschäftigten zu den größten Industriebetrieben der Stadt. In der „Jute“ arbeiteten viele Menschen aus Böhmen, Mähren und Galizien, die in den Jute-eigenen Werkswohnungen untergebracht waren. Trotz der beengten Wohnverhältnisse wurde oft Platz für weitere Personen geschafften, denen die Familien einzelne Betten überließen. Nah zum „Jute“-Gelände entstanden in den Jahren 1888 bis 1893 (Trägerschaft Gemeinnütziger Bremer Bauverein) Häuser für Arbeiterfamilien, die über Mietkauf langsam in Eigentum übergingen. Hauptsächlich wohnten im Wiedviertel (Heimatviertel) Familien von Hafenarbeitern und Handwerkern. Die Jute-Arbeiter konnten sich diese Häuser nicht leisten. [Cecilie Eckler-von Gleich, Vom Freihafen zur Überseestadt]
Der Konditormeister F. E. Knigge eröffnete sein kleines Café in der Sögestraße bereits 1889 und nicht, wie in meinem Roman beschrieben, 1890. Die Beschreibung des Ehepaars Knigge entspringt meiner Fantasie. [www.knigge-shop.de]
Der Küper wurde auch als „die rechte Hand des Kaufmanns“ bezeichnet. Er zeichnete sich durch einen hohen Sachverstand aus, was die Qualität der Waren anging und arbeitete in den Schuppen und Speichern. Ein Tallymann erfasste und kontrollierte die Warenmengen beim Laden und Löschen der Ladung.
Mathilde Lammers (1837-1905) trat bereits unter Heinrich Gräfe in die Töchter-Bürgerschule ein, die später von A. M. Janson und nach dessen von Ida Janson geleitet wurde. Mathilde Lammers war nicht nur die engste Mitarbeiterin der Schulleiterin, sondern auch bis 1885 Vorsteherin des Lehrerinnenseminars. Mit ihrem Bruder August gründete sie 1878 das Monatsmagazin Nordwest, für das sie viele Artikel verfasste. Außerdem gehörte sie dem Vorstand (1872-1894) des „Vereins zur Erweiterung des weiblichen Arbeitsgebiets“ an, der für die Töchter des Bürgertums angemessene Ausbildungsmöglichkeiten schaffen wollte. Sie setzte sich für eine Reformierung der weiblichen Erziehung ein und plädierte für das Recht auf Erwerbstätigkeit und eine gründliche ehe- oder berufsbezogene Ausbildung von Frauen. Die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter stellte sie aber im gesamten nicht in Frage. Zudem setzte sich M. Lammers in ihrem Buch „Die Frau und ihre Stellung in Haus und Welt“ mit der politischen Rechtlosigkeit von Frauen auseinander. Neben diesen Tätigkeiten engagierte sie sich für die Errichtung des Marthasheim (1873-1934), das die nach Bremen strömenden Mädchen vor dem Abrutschen in die Prostitution schützen sollte. [Frauen Geschichte(n) Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremer Frauenmuseum e. V. (Hrsg.)]
Das Lehrerinnenzölibat wurde per Ministererlass 1880 eingeführt und galt bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1918. Im Falle einer Heirat durfte eine Frau nicht mehr als Lehrerin tätig sein und ihre gesamten Ansprüche auf das Ruhegehalt wurden ersatzlos gestrichen. [Wikipedia]
Das gemeinnützige „Nachweisbüro für Auswanderer“ wurde 1851 ins Leben gerufen. Grund dafür waren die häufigen Klagen über das teilweise sehr aufdringliche und manchmal auch in Ansätzen kriminelle Verhalten von Gastwirten, Gepäckträgern und Einzelhändlern gegenüber den Auswanderern. Die Einrichtung sollte den in die Stadt strömenden Menschen kostenlos Schutz, Rat und Hilfe anbieten. Die Kosten dafür wurden von den Reedern aufgebracht, die einen Teil der Einnahmen, die sie durch die Beförderung der Auswanderer erhielten, abgaben. Die Hauptaufgabe des Nachweisbüros lag in der Beaufsichtigung der Auswanderergasthöfe und in der Vermittlung der Auswanderer in einwandfreie Gasthöfe. Außerdem erhielten die Menschen alle notwendigen Informationen zu Preisen für Kost- und Unterkunft, sowie für die zu beschaffenden Ausrüstungsgegenstände (z.B. Kochgeschirr, Matratzen etc.). Die größte Zahl der Auswanderergasthöfe lag in der Neustadt (u. a. in der Osterstraße und am Neustadtswall), aber auch am Buntentorsteinweg. „Elsa’s Pension“ gab es in Wirklichkeit aber nicht. [Hanns Meyer, Gastliches Bremen]
Für meine Beschreibungen der Nordwestdeutschen Gewerbe-/Industrieausstellung durfte ich das wunderbare, reichlich bebilderte Buchexemplar zur Ausstellung als reichhaltige Informationsquelle im Haus des Bürgerparkvereins vor Ort durchsehen. Die herrlich skizzierten Pläne, anschaulichen Fotos und sehr bildlichen Beschreibungen haben mir die einzelnen Ausstellungsorte dieser zu der Zeit größten Leistungsschau Deutschlands sehr gut vor Augen geführt. Die Angaben zum Parkhaus am Hollersee und zu den Persönlichkeiten der Ausstellung sowie allen weiteren Beschreibungen entsprechen den damaligen Berichten, Fotos und Beschreibungen. Die Eröffnungsfeier fand allerdings nicht am Abend, sondern bereits zur Mittagszeit statt. [Nordwestdeutsche Gewerbe- und industrie- Marine- Handels- und Kunstausstellung Bremen 1890]
Bereits seit 1545 besteht die Schaffermahlzeit, die ursprünglich ein Abschiedsmahl gewesen war, bei der sich die Schiffer und Kaufleute noch einmal besprachen, bevor sie nach dem Winter zu neuen Fahrten aufbrachen. Außer den Schiffskapitänen, Reedern und Kaufleuten darf niemand an dem Mahl teilnehmen. Eine Einladung außerhalb dieses Kreises gilt als besondere Ehre, aber jeder Gast darf nur einmal der Veranstaltung beiwohnen. Am Grundcharakter des Essens und der Speisefolge hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert. Ausgerichtet wird die Schaffermahlzeit von der Stiftung „Haus Seefahrt“ (früher: „Die arme Seefahrt“), der auch der aus der Zusammenkunft resultierende Spendenerlös zugutekommt. [Hanns Meyer, Gastliches Bremen]
Das Druck- und Verlagshaus Carl E. Schünemann KG, Bremen wurde 1810 von Carl Schünemann gegründet. Bei den von mir beschriebenen Personen: Carl Eduard Schünemann (1855-1921), Justus Finger (1842-1899)und Georg Kunoth (1863-1927) handelt es sich um historische Persönlichkeiten, deren Beschreibungen jedoch größtenteils von mir passend zur Handlung der Geschichte entworfen wurden. Seit dem 01.01.1838 erschienen anfangs dreimal wöchentlich die „Bremer Wöchentlichen Nachrichten“, die dann ab 1854 als Tageblatt unter dem neuen Titel „Bremer Nachrichten“ erschien. Das erste Exemplar der „Weser-Zeitung“ folgte am 01.01.1844 mit dem Untertitel: „politisch-merkantiles Abendblatt“. Die Angaben zur Rotationspresse entsprechen ebenso den Tatsachen, wie der Druck einer Ausstellungszeitung zur Norddeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung. Angaben zu Preisen und Marktangeboten wie z. B. der Heubutter oder auch zum Panopticum habe ich den archivierten Ausgaben der „Bremer Nachrichten“ (Staatsarchiv Bremen) entnommen. [Lydia Niehoff, 200 Jahre Schünemann – Die Geschichte des Bremer Druck- und Verlagshauses Carl E. Schünemann KG]
Für die Erzählungen Friedrichs von seiner Reise mit der SMS Bismarck durfte ich auf die Aufzeichnungen von Johann Lindenlaub zurückgreifen, der zum Schluss als Oberbootsmaat im Marinedienst tätig gewesen ist. Allerdings habe ich die Jahreszahlen etwas an meine Geschichte angepasst, denn die beschriebene Fahrt fand bereits in der Zeit von 1884 -1886 statt und die SMS Bismarck wurde 1888 außer Dienst gestellt. Die zeitliche Verschiebung betrifft natürlich auch den Afrikaforscher Dr. Nachtigal, der bereits 1885 verstarb. Das Tagebuch von Herrn Lindenlaub wird im Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg aufbewahrt Bundesarchiv Internet - Freiburg (Abt. Militärarchiv).
Das Stephaniviertel oder auch „Faulenquartier“ gründet sich auf die St. Stephani-Kirchengemeinde vor mehr als 860 Jahren und ist so, wie ich es in meinem Roman beschrieben habe, nicht mehr vorhanden. Nicht nur die Bomben des Zweiten Weltkriegs sorgten dafür, sondern bereits schon der Bau der Westbrücke, die im Juli 1939 als „Adolf-Hitler-Brücke“ eingeweiht wurde und der Teile des Stephaniviertels weichen mussten [www.kreiszeitung.de]. Der Begriff „Faulenquartier“ ist auf die „Faulenstraße“ zurückzuführen, die sich durch das Viertel zog und aus historischer Sicht eine ungepflasterte und schmutzige Straße beschreibt. Hinter der Mauer heißt ein Stück am Stephani-Ufer. Die Giebelhäuser aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, die schmalen Gassen und dunkle Gänge, waren ebenso bezeichnend für das Viertel nahe am Wasser, wie die Packhäuser und die Schlachte (damaliger Hafen), in dem vorwiegend Handwerker, Fischer und Fuhrleute wohnten. Mit der zunehmenden Industrialisierung stieg die Armut in dem Viertel an. Die alten, oft sanierungsbedürftigen Häuser wurden von kinderreichen Familien bewohnt, die auf engstem Raum zusammenlebten. [Das Stephaniviertel 1860-1960]
Gegründet wurde die Lebens-/Arbeitsgemeinschaft 1889 in Worpswede von den Künstlern Fritz Mackensen, Hans am Ende und Otto Modersohn. Weitere Künstler schlossen sich der Kolonie an, u. a. auch 1898 Paula Becker, die 1901 Otto Modersohn heiratete.
Als Inspiration für die Figur der Franziska diente mir Luise Franziska Aston (1814-1871), die mich mit ihrem für die Zeit als Frau unglaublich bewegtem Leben sehr beeindruckt hat.
Die Erläuterungen in diesem Anhang zu Mathilde Lammers, Sara Agnes Heineken und Ida Janson sind nicht vollständig und geben bei Weitem nicht das wieder, was diese Frauen geleistet haben. Ihre charakterlichen Eigenarten und Wesenszüge habe ich entsprechend meiner Geschichte beschrieben und beruhen nicht auf historischen Tatsachen.